Samstag, 24. März 2012

Projekte der Horst Richter-Stiftung

Projekte 2012


Vorhaben des Zentrums für Psychotraumatologie Kassel

Das Zentrum für Psychotraumatologie Kassel beabsichtigt die Einrichtung eines NOTFALLTOPFes
  • für Traumabetroffene, die am Stabilisierungstraining teilnehmen wollen und sollen, aber die Finanzierung nicht aufbringen können
  • für Familien / Angehörige mit akutem Unterstützungsbedarf bei familiären Katastrophen ( z.B. erweiterter Suizid)

Weiterhin soll die ÖFFENTLICHKEITSARBEIT intensiviert werden
  • durch Beschaffung von Literatur zum Thema Traumafolgestörungen für den Verleih an Betroffene sowie
  • durch Überarbeitung des Flyers des Zentrums für Psychotraumatologie Kassel.

Freitag, 30. Dezember 2011

Projekte der Horst Richter-Stiftung

Veranstaltungen des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Paderborn

Datum 08.05.2012, 19:30-22:00 Uhr

Vortrag: „Spielen mit dem Pflegekind - Die Bedeutung des Spiels für die Bewältigung traumatischer Erfahrungen und als beziehungsstärkendes Element in der Pflegefamilie“

Referentin:
Doris Buitinck, Dipl.-Sozialpädagogin mit Weiterbildung in Personenzentrierter Psychotherapie für Kinder und Jugendliche, Lehrbeauftragte an der Kath. Fachhochschule Münster FB Heilpädagogik, Werne

Das Thema ist im Umgang mit Pflegekindern besonders relevant ist, weil diese in ihrer individuellen Vorgeschichte häufig Situationen ausgesetzt waren, die sie traumatisiert haben. Diese Erfahrungen wirken sich auch noch Jahre später im Alltag aus – und Pflegeeltern erleben die Folgen von Misshandlung, Missbrauch oder Vernachlässigung beinahe tagtäglich. Dabei fällt es den Kindern schwer, bedrohliche Erinnerungen in Worte zu fassen und der Vergangenheit zuzuordnen.

Die Referentin, Doris Buitinck, seit vielen Jahren in der Beratung von Pflege- und Adoptivfamilien tätig, wird aufzeigen, wie Pflegeeltern ihre Kinder dabei unterstützen können, die Sprachlosigkeit des Traumas zu überwinden, Gefühle von Angst, Ohnmacht, Wut und Hass anzunehmen – und schließlich auch zu verarbeiten. Sie wird anhand vieler Beispiele anschaulich darstellen, wie Pflegeeltern in einen einfühlsamen Dialog mit ihren Kindern treten und ihnen so helfen können, ihre „innere Welt“ verstehen zu lernen. Dabei wird Doris Buitinck deutlich machen, dass das Spiel die Sprache des Kindes ist und den Schlüssel zum Verständnis der eigenen Person darstellt: In Rollenspielen kann das Kind seine Gefühle wahrnehmen, Impulse ausleben und das Erlebte durch Wiederholen nacherleben. Wenn Kinder in ihren Herkunftsfamilien traumatisiert wurden, können die Pflegeeltern die wichtigste Hilfestellung bei der Verarbeitung der Traumata geben. Denn mit ihnen können sie korrigierende Erfahrungen machen. An dieser Stelle wird die Referentin darauf hinweisen, dass Pflegeeltern dazu keine therapeutische Ausbildung benötigen. Ebenso wenig kann eine therapeutische Begleitung von traumatisierten Kindern jene Unterstützung ersetzen, die ihre Pflegeeltern leisten.

Datum: 02.06.2012, 10:00 – 17:00 Uhr

Vortrag und Workshop zum Thema:

„Das erstarrte Mobile“ – Trauma und dessen Folgen auf die kindliche Entwicklung aus neurobiologischer Sicht. Traumapädagogik in Adoptiv- und Pflegefamilien jenseits von Therapie - unter Einbeziehung der „Traumaerzählgeschichte“.

Referent:

Alexander Korittko, Dipl. Sozialarbeiter und Paar- und Familientherapeut, Systemischer Lehrtherapeut und Supervisor (DGSF)

Zum Inhalt: Überwindung von Traumafolgestörungen bei Kindern

Nicht jeder Stress ist traumatischer Stress, doch wenn chronischer Stress auf die Entwicklung eines kleinen Kindes einwirkt, hat er besonders heftige Störungen zur Folge. Anders als bei Erwachsenen beeinflusst traumatischer Stress in Form von Vernachlässigung, Misshandlung und unterschiedlichen Formen von Gewalt die im Wachsen befindliche Struktur des Gehirns. Wie es kommt, dass Kinder dann später auch bei kleinsten Belastungen extreme Phänomene der Über- oder Untererregung zeigen, die auch Jahre später zu heftigen Symptomen führen können, wird zusammen mit neuen Erkenntnissen aus der Hirnforschung ein kurzer einführender Teil der Veranstaltung sein. Im Anschluss werden klare Richtlinien der so genannten Trauma-orientierten Pädagogik vorgestellt. Diese schaffen einen zuverlässigen Beziehungsrahmen und helfen Kindern zusammen mit Maßnahmen der äußeren und inneren Stabilisierung, ein psychisches Gleichgewicht zu erlangen. Der Hauptaspekt des Seminars liegt bei der „Trauma- Erzählgeschichte“. Diese Intervention verhilft Kindern die fragmentiert gespeicherten und nur teilweise kognitiv erinnerten Erlebnisinhalte der Vergangenheitstraumata kontrolliert und distanziert wieder zu erleben. Durch diese von außen vermittelte Neuorientierung können sie eine Unterscheidung zwischen dem belastenden „Dort und Damals“ und dem sicheren „Hier und Jetzt“ treffen. Die Grundlagen dieser Interventionsform werden referiert, an Fallbeispielen per DVD demonstriert und in Kleingruppen eingeübt. Die Fallbeispiele zeigen Interventionen mit Kindern zwischen 5 und 10 Jahren, die Methode kann auch mit jüngeren Kindern angewandt werden.

Dienstag, 8. Februar 2011

Prokjekte 2011

Projekte des Zentrums für Psychotraumatologie Kassel 2011

Unser Antrag 2011 für die Stiftung / für die Website von Horst Richter
Ein leider typisches Beispiel:
Klara, 24 Jahre, Lehramtsstudentin aus gutbürgerlichen Haus, hat schon von Kind an starke Kopfschmerzen, manchmal starke Selbsttötungsimpulse, hört seit einigen Jahren innere Stimmen weinen, schimpfen sowie ihr Tun kommentieren und hat Zeitverluste über Stunden im Alltag. Sie versucht das alles recht erfolgreich in ihrem Umfeld zu verbergen, gilt als schlau und sehr wachsam. Sie ist einmal nur knapp einer Psychiatrieeinweisung entgangen. Da stand die Diagnose Schizophrenie im Raum. Sie hat sich genau belesen und weiß, dass sie nicht schizophren ist. Manchmal findet sie Kinderspielzeug in ihrer Studentenbude, das sie nicht gekauft hat. Das versucht sie gleich wieder zu vergessen. Seit einem Jahr kommen Stummszenen wie alte Horrorfilme in ihrem Inneren hoch. In diesen Szenen werden kleine Kinder, auch sie selbst, gequält und vergewaltigt; in manchen filmt jemand dieses Grauen. Die Erwachsenen tragen Masken, die Kinder sind nackt. Sowohl ihre Mutter als auch ihr Großvater kommen als Täter vor. Sie fühlt nichts dazu außer unklarer Panik und fragt sich, wo sie diese perverse Fantasie her hat. Gruselfilme verabscheut sie. Ihr Vater hat ihr früher oft vorgeworfen, dass sie lüge, wenn sie den Mund auftue. Sie hat große Angst, davon zu erzählen und will nicht als verrückt abgestempelt werden. Sie möchte doch Lehrerin werden. Eine Mitstudentin, der sie einiges angedeutet hatte, hat sie gefragt, ob sie „so eine irre Multiple“ sei. Sie hat natürlich verneint. Aber es könnte sein, hat eine Stimme innen gesagt. Ist sie geisteskrank oder behindert? Wo soll sie mit diesem Dilemma hin? Sie braucht eine vertrauensvolle Person, die ihr das Desaster im Innern zu klären hilft. In Kassel gab es wohl früher eine sehr gute Beratungsstelle, die durch Fördergeldermangel schließen musste. Sie hat bei der Studentenberatung gefragt und gehört, dass Therapieplätze für so „schwierige Fälle“ rar sind und die Wartezeiten lang sind. Soll sie in eine Klinik? In welche denn? Einen Hausarzt hat sie aus Angst nicht. Vielleicht sollte sie lieber weiter schweigen und alles überspielen!

Selbstvorstellung des TZ:
Seit 11 Jahren existiert in Kassel das Zentrum für Psychotraumatologie als gemeinnütziger Verein. Unser Anliegen ist die schnelle und kompetente Bereitstellung von Wissen und Unterstützung für akut und chronisch traumatisierte Menschen und deren Umfeld. Viele der Anfragenden haben frühe und langjährige Gewalt in den vielfältigen Formen erlebt und leiden bis heute unter vielfältigen Folgestörungen. Viele haben posttraumatische Störungen und einige starke Dissoziative Störungen entwickeln müssen, um das Erlebte zu überstehen.
Wir erhalten keine öffentlichen Gelder und sind dadurch unabhängig von der regionalen Haushaltsplanung. Unsere vielfältigen Beratungs- und Fortbildungsangebote finanzieren wir teils über ehrenamtliches Engagement, zu einem Teil über Spenden und vor allem durch unsere Fortbildungen, deren Einnahmen zu einem großen Teil in die wöchentlichen telefonischen und persönlichen Orientierungsberatungen fließen. Die Qualität unserer Angebote ist uns sehr wichtig. Unsere Mitarbeiterinnen sind alle psychotraumatologisch ausgebildet. Unser Vorstand arbeitet seit Jahren im Erwerbsberuf mit traumatherapeutischem Fokus.
Am 3. Mittwochabend im Monat findet ein offener Vortrag zum Themenbereich Trauma statt. Wöchentlich findet in einer festen Gruppe ein Stabilisierungstraining für chronisch traumatisierte Frauen statt. Nach Bedarf gibt es eine gemischtgeschlechtliche Gruppe. In Kassel und Hamburg finden regelmäßig Jahresfortbildungen zur „FachberaterIn Psychotraumatologie“ statt als Folge der vielen Anfragen von verunsicherten KollegInnen aus der ganzen Palette der Berufe, die mit traumatisierten Kindern und Erwachsenen zutun haben und sich Handwerkszeug wünschen. Wir vernetzen uns regelmäßig regional mit anderen Einrichtungen und überregional zu spezifischen Themen ( Trauma + Sucht, Rituelle Gewalt, Mutnetz).
Unsere aktuellen Angebote und Termine sowie Adresse sind unter www.traumazentrum-kassel.de zu finden.
Wir würden gerne unsere Angebote erweitern, denn Bedarf und Anfragen gibt es reichlich. ZIELE haben wir VIELE: Tägliche Telefonberatungszeiten wären sinnvoll. Wir würden gerne eine Mitarbeiterin für die gesellschaftspolitisch wichtige Öffentlichkeitsarbeit einstellen, die uns in der täglichen Praxis zu kurz kommt. Eine sichere Weglaufwohnung wäre von Nutzen. Wir möchten einen niederschwelligen Junge Leute- Treff anbieten. Hierfür reichen unsere selbsterarbeiteten Mittel nicht aus. Die personellen Kapazitäten haben wir glücklicherweise zur Verfügung.

Aber zurück zu den konkreten Angeboten, die für Klara sinnvoll wären und für die wir uns finanzielle Unterstützung wünschen:

Projekt A
: einen Topf für die längerfristige Beratung und Begleitung von Menschen mit einer Dissoziativen Identitätsstörung (DIS), die extreme frühkindliche Gewalt und oft gezielte Aufspaltungen ihrer Persönlichkeit erlebt haben und teils bedrohliche Ausstiege aus organisierten Gewaltstrukturen (Kinderpornoringe, Zwangsprostitution, satanistische / faschistische Kulte) bewältigen müssen. In der Phase der Selbstentdeckung geraten diese meist jungen Frauen verständlicherweise in Panik, viele entwickeln verstärkt Selbsttötungsimpulse. Es gibt im Umfeld von Kassel leider keine fachspezifische Anlaufstelle. In unserem Team kennen sich einige Mitarbeiterinnen gut mit dieser komplexen Materie aus. Leider reicht unser Budget nur für drei Orientierungsberatungen, die hier ein Tropfen auf dem heißen Stein sind.
Diese Menschen brauchen zuallererst, dass ihnen das Unglaublich scheinende Ausmaß der systematischen Gewalt geglaubt wird. Viele haben leider die Erfahrung gemacht, dass man ihnen aus der Abwehr des eigenen Entsetzens nicht zuhören wollte oder sie als psychotisch etikettiert hat.
Und sie brauchen kompetente, verständliche Informationen zu typischen Problemen auf ihrem Weg (Erinnerungslücken, Flashbacks, Wechsel der Persönlichkeit, Schweigegebote, Risiko der Außenbedrohung durch die Tätergruppe, Verunsicherung durch den Bindungsverlust zur Familie).
Sie brauchen weiterhin Beratung, um das dissoziative Innen-System selbst kennen- und steuern zu lernen. Hin und wieder brauchen sie zur Lebensabsicherung kurzfristig einen anonymen Unterschlupf. Wir würden gerne mit nach dem passenden Therapieplatz suchen, weitere begleitende Unterstützung klären, Unterlagen zur Lebensabsicherung hinterlegen und bei Bedarf Wohnortwechsel und einen sicheren Polizeikontakt vorbereiten.

Projekt B: Zu einem späteren Zeitpunkt in ihrem Leben kommt für Klara die Teilnahme an unserer laufenden angeleiteten DIS-Selbsthilfegruppe in Frage. Im Raum Nordhessen/ Südniedersachsen ist es das einzige Angebot dieser Art. Die Treffen finden 14tägig statt und werden von einer erfahrenen Sozialpädagogin begleitet.
Menschen mit einer DIS haben in aller Regel seit frühester Kindheit extreme Gewalt und Vernachlässigung erlebt - seelisch und körperlich. Die Aufspaltung in verschiedene Persönlichkeitsanteile ist der Versuch, diese Schrecken zu überleben. Oft haben Erwachsene diese Aufspaltungen unter Folter gezielt gefördert, weil diese Kinder leichter zu benutzen sind für ihre perversen Neigungen. So bildet sich eine Persönlichkeitsstruktur heraus, die aus verschiedenen autonom agierenden Anteilen besteht. Diese Anteile haben unterschiedliche Funktionen. Die Persönlichkeitsanteile unterscheiden sich demnach durch verschiedene Interessen, Bedürfnisse, Wesenszüge , Fähigkeiten u.a.. Die beschriebene Aufspaltung hat auch nach Beendigung der Gewalterfahrungen Bestand und wird oft erst im jungen Erwachsenenalter langsam bewußt.
Aus dieser Persönlichkeitsstruktur heraus entstehen besondere Bedarfe an Bewältigungsstrategien für den Alltag unter dem Titel: Wie lässt sich mit vielen Persönlichkeitsanteilen in einem Körper ein Leben gut und lebenswert organisieren?
Die Selbsthilfe -Gruppe bietet einen Raum, sich auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen, Zeit miteinander zu verbringen mit dem Ziel einer gesteigerten Alltagsbewältigung. Die Gruppe soll Menschen mit einer DIS die Möglichkeit geben, in einem möglichst selbstbestimmten Rahmen ihre Potentiale zur Selbsthilfe zu entdecken und zu erweitern. Die Inhalte der Treffen und den Gruppenprozess gestalten die Teilnehmenden verantwortlich selbst. Die Mitarbeiterin beschränkt sich auf eine begleitende, unterstützende Rolle; sie steht zur Verfügung für Kriseninterventionen und zur Unterstützung bei Konflikten. Außerhalb der Treffen steht sie als Ansprechpartnerin für Aspekte, die sich auf die Gruppe beziehen, zur Verfügung.


Projekte des Sozialdienstes katholischer Frauen Paderborn 2011

Fallbespiele - Antrag auf Förderung durch die Horst-Richter-Stiftung

1. Sandra X.

Sandra ist betroffen von sexuellem Missbrauch über mehrere Monate durch einen guten Bekannten der Familie. Sie leidet zudem daran, dass sie mehrfach über ihre belastenden Erfahrungen berichten und auch eine Aussage bei der Polizei machen musste.

In ihre Vergangenheit gab es auch schon sexuelle Übergriffe, die sie bereits durch einen Klassenkameraden erlitten hatte und die unverarbeitet geblieben waren. Dieses Trauma wurde erneut aktiviert

In Folge dieser mehrfachen sexuellen Gewalterfahrungen leidet das Mädchen unter wachsenden großen Ängsten: sie wagt nicht mehr, alleine draußen zu spielen oder zur Schule zu gehen, sie braucht Begleitung zur Toilette, schläft nicht mehr alleine in ihrem Zimmer, klammert sich an ihre Mutter.

2. Manuela Z:

Infolge von mehrfachem sexuellen Missbrauch über einen längeren Zeitraum durch den Vater eines Klassenkameraden, mit dem sie häufig spielte, braucht auch dieses Mädchen dringend therapeutische Unterstützung.

Zusätzlich zu ihren eigenen Missbrauchserfahrungen übernahm sie die Verantwortung und den Trost für ihre jüngere Freundin, die ebenfalls vom gleichen Täter missbraucht wurde. Um diese Freundin zu schützen, konnte das Mädchen deren und schließlich auch die eigenen Gewalterfahrungen offenbaren.

Sie leidet unter allgemeiner Überängstlichkeit und unter Kontrollzwängen. So muss sie jeden Abend unter ihr Bett schauen und das gesamte Zimmer überprüfen, da sonst ihre Ängste vor erneuter Gewalterfahrung sie völlig destabilisieren. Als weitere Symptome zeigen sich Einschlafstörungen, Alpträume, große innere und äußere Unruhe- und Spannungszustände sowie die zunehmende Identifizierung mit der Opferrolle durch ihre derzeitige Unfähigkeit sich abzugrenzen, wenn sie sich bedrängt fühlt.

Beiden Mädchen kann im Rahmen der Traumaberatung ein kurzfristiges, unterstützendes Angebot durch das Projekt des Sozialdienstes kath. Frauen e.V. Paderborn gemacht werden.

1. Die Beratungsstelle Belladonna hält ein begrenztes Angebot (5 Plätze) an Therapieplätzen für Kinder vor, die sexuelle Gewalt erlebt haben. Diese Plätze werden allein durch Spenden finanziert.

Grundlage der Beratung mit den betroffenen Kindern oder Jugendlichen ist das Ressourcenorientierte Verfahren der „Integrativen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie“. Es ist ein tiefenpsychologisch fundiertes, methoden-übergreifendes Verfahren, in dem neben dem Einsatz kreativer Medien Elemente der Gestalt-, der Spiel-, Gesprächs-, der Bewegungs- und der Verhaltenstherapie einfließen.

Während der ersten Therapiestunden mit dem Kind steht der Aufbau einer tragfähigen, vertrauensvollen therapeutischen Beziehung im Vordergrund. Es werden Bedingungen hergestellt, in denen sich das Kind im Blick des anderen erfahren und erkennen kann. Der freundlich ausgestattete Therapieraum mit einer entspannten, wohltuenden Atmosphäre bietet dem Kind oder Jugendlichen einen geschützten Rahmen, in dem eine große Auswahl an Spielmaterialien für Rollenspiele, Symbolspiele und Ausdrucksspiele zur Verfügung steht. Das Kind kann Bilder und Sprache finden, die einen symbolischen Austragungsort für die traumatischen Erfahrungen bieten, und so eine Bewältigungsstrategie ermöglichen. Im gemeinsamen Spiel und kreativem Tun wird ein Übergangsraum geschaffen zwischen Realität und Phantasie, zwischen Therapeutin und Kind, in dem innere Vorgänge und Zustände bebildert, sprachlich erfasst und ausgedrückt werden können. Zur Stabilisierung werden entspannende Körperübungen, Phantasiereisen und Imaginationsübungen durchgeführt. Diese stärkenden Übungen helfen den Betroffenen, mit den schwierigen Gefühlen und Erinnerungen umzugehen.


Projektförderung: Fachtag am 26. November 2011

Veranstalter: SkF Paderborn e.V.

Zielgruppe: Pflege- und Adoptiveltern, sowie Fachkräfte

Referentin: Renate Preising, Dipl. – Heilpädagogin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin

Thema: „Vorgeburtliche Erfahrungen von Kindern und deren Auswirkungen in Pflege- und Adoptivfamilien“

Das Bild von den Anfängen menschlicher Entwicklung hat sich in den letzen Jahren sehr stark gewandelt. Früher wurden Säuglinge als weitgehend empfindungslose Reflexbündel betrachtet, entsprechend der neueren Sicht liegt die Betonung auf Eigenständigkeit (der „kompetente Säugling“). Man weiß heute sehr viel über die Eigenregulation und das Selbsterlebens des Kindes. Hilfreich waren in diesem Zusammenhang die technischen Hilfsmittel, vor allem die bildgebenden Verfahren. Es entstand objektives Wissen im Gegensatz zu den früheren, eher intuitiven Einsichten.

Schon immer wurde empfohlen, dass sich werdende Mütter vor unguten Eindrücken fernhalten sollten. Heute kann auch auf physiologischer Ebene sehr genau erfasst und gemessen werden, was Stress für das werdende Leben bedeutet. Es gibt Nachweise für die somatische Vermittlung mütterlichen Stresses durch Stresshormone, die plazentagängig sind. Die Folgen sind z.B. eine erhöhte Pulsfrequenz, Ängstlichkeit, Krankheitsanfälligkeit. Lebensgeschichtliche Auswirkungen vorgeburtlicher Traumata sind heute im Bereich der Entwicklungspsychologie der Pränatalzeit ein hochaktuelles Thema.

Erfahrungen im Mutterleib (größere Belastungen der Mutter, seelische Verstimmungen oder ganz konkrete körperliche Angriffe) werden als Grunderfahrung von Welt und sich selbst gespeichert, Urvertrauen oder Urmisstrauen bildet sich also schon vor der Geburt aus. Insbesondere Ungewolltsein kann das spätere Lebensgefühl trüben und die Wahrnehmung pos. Lebensmöglichkeiten einschränken.

Im kindlichen Spiel der Pflege- und Adoptivkinder können Inszenierungen der frühesten Erfahrungen beobachtet werden. Allein die Herstellung des Zusammenhanges z.B. in der Therapie kann eine destruktive Verwirrung aufheben und einen beträchtlichen heilsamen Effekt haben. Auch kann es Pflegeeltern darin unterstützen und es erleichtern, schwierige Zeiten eines Kindes mitzutragen und ihm bei der Verarbeitung der Belastungen der vorgeburtlichen Zeit zu helfen. Sehr hilfreich ist das Wissen über die Auswirkungen von vorgeburtlichen Erfahrungen. In diesem Zusammenhang steht der geplante Fachtag.

Montag, 6. September 2010

Projekte 2010

Beschreibung der Projekte:

1. Projekt: Sozialdienst katholischer Frauen Paderborn

Förderung und Unterstützung von Eltern und Kindern in der Pflegesituation

Die Fachbereiche Westfälische Pflegefamilien und Adoptions- und Pflegekinderwesen des Sozialdienstes katholischer Frauen e.V. bieten Kindern und Jugendlichen, die aus unterschiedlichen Gründen in ihrer Ursprungsfamilie nicht zufriedenstellend seelisch und körperlich versorgt werden können die Möglichkeit, außerhalb ihres Elternhauses in familiären Bezügen aufzuwachsen. Es handelt sich um Kinder, die oftmals traumatischen, lebensbedrohlichen Erfahrungen ausgesetzt waren. Sie benötigen auf ihrem Lebensweg intensive Zuwendung und eine liebevolle Begleitung.

Für Pflege- und Adoptiveltern wird daher jährlich ein Veranstaltungskalender mit unterschiedlichen Angeboten herausgegeben. Diese Veranstaltungen sollen der Zielgruppe in Ergänzung zur individuellen Beratung die Gelegenheit geben, im Rahmen von Gleichgesinnten Angebote wahrzunehmen, die zum einen einen wichtigen Entlastungsfaktor bieten, den Aufbau sozialer Kontakte sichern und dem Austausch dienen. Zum anderen werden wichtige thematische und beraterische Ergänzungen zum Leben und Erziehen mit den Kindern vermittelt.
Besonders das Thema der Frühtraumatisierung bei Kindern steht im Fokus der Aufmerksamkeit. So werden in diesem Jahr zwei Veranstaltungen angeboten, die Pflegeeltern unterstützen sollen, Kinder in der schonenden Umgebung der Pflegefamilie durch entsprechendes Wissen und Verständnis und durch klare Handlungsstrategien adäquat bei der Verarbeitung ihrer extrem belastenden Erfahrungen zu begleiten.



Veranstaltung 1:

Fachtag „Ängste und Aggressionen bei Pflege- und Adoptivkindern“ am 08. Mai 2010
Referentin: Dipl Heilpädagogin und Kinder-/Jugendlichenpsychotherapeutin R. Preising

Nach einer inhaltlichen Einführung zum Thema erhielten die anwesenden Pflegeelternpaare die Möglichkeit, im Gespräch mit Frau Renate Preising und den anderen Teilnehmern Situationen aus ihrem Alltag zu besprechen und gemeinsam mit Unterstützung der Referentin und der Berater des Sozialdienstes kath. Frauen Handlungsstrategien zu erarbeiten. In einer beschützten Atmosphäre war es den Pflegeeltern möglich, Situationen, Erfahrungen und Fragen zu schildern, die fachlich beantwortet und verständnisvoll lösungsorientiert bearbeitet wurden. Der Rahmen dieser Veranstaltung in einem Bildungshaus mit Verpflegung sorgte ebenfalls für die notwendige Möglichkeit zur Entspannung und Öffnung der Eltern für dieses schwierige Thema.


Veranstaltung 2:

Vortrag „Grenzen setzen in der Pflege- und Adoptivfamilie vor dem Hintergrund der traumatischen Beziehungserfahrung der Kinder“
Referentin: Dr. Dipl.Psych. Martina Cappenberg, Gerichtsgutachterin, kinderpsychologische Diagnostik und Beratung, Münster

Im Rahmen einer Vortragsveranstaltung mit Kinderbetreuungsangebot sind Pflege- und Adoptiveltern eingeladen, zum Thema Grenzsetzung im erzieherischen Handeln Anregungen zu erhalten, Fragen zu besprechen und Handlungsstrategien zu hören. Hier steht im Fokus, das kindliche Verhalten in Beziehungen auf Grundlage der Bindungstheorie zu verstehen mit besonderer Beachtung des Erlebens und Verhaltens traumatisierter Kinder. Förderliche und beeinträchtigende Grenzsetzungen werden besprochen.

Termin: 19.11.2010



2. Projekt: Zentrum für Psychotraumatologie Kassel

1. Vorhaben

MUT-NETZ

1. Deutschlandweiter AusstiegsbegleiterInnen Tag

In unserem Land gibt es seit Jahrzehnten eine große Gruppe Menschen, die in sadistischen Kulten, pädocrimen Ringen und gewalttätigen Sekten verwickelt sind. Kinder werden in diese Gruppierungen hinein geboren und lernen von klein an unter Folterbedingungen Unterwerfung, Abspaltung von Erinnerungen und Persönlichkeitsanteilen, absoluten Gehorsam und ein lebenslanges Schweigegebot. Die Betroffenen entwickeln durch die schweren frühen Traumatisierungen fast alle eine Dissoziative Identitätsstörung (früher: Multiple Persönlichkeit).
Seit einigen Jahren versuchen immer mehr Menschen, aus diesen Gruppierungen auszusteigen und ein „normales“ eigenständiges und selbstverantwortliches Leben zu beginnen. Viele AussteigerInnen suchen mit großem Engagement Hilfe, wenige psychosoziale Fachleute kennen sich mit diesem Bereich bisher aus. Vielen ist der Bereich verständlicherweise auch zu gruselig und bedrohlich. Diese Art der organisierten Gewalt wird gesellschaftlich noch kaum gesehen und geahndet.
Es gibt erst wenige systematische Hilfsangebote in Deutschland. Aber ohne engagierte Hilfe ist so ein Weg nicht zu schaffen: Einzelne BeraterInnen, TherapeutInnen, Kliniken, Wohnstätten, Seelsorger und Privatpersonen begleiten diese mühsamen Wege oft jahrelang. Hier bündelt sich viel praktische Kompetenz, aber es existiert auch ein hohes Burn Out- Risiko.

Auf diesem Hintergrund entstand die Idee, daß sich die aktiven AusstiegsbegleiterInnen zur gegenseitigen ErMUTigung überregional vernetzen, ihre Erfahrungen in der teils belastenden Arbeit teilen und voneinander lernen. Die gesellschaftspolitische Perspektive wird auch diskutiert.
Der Bedarf ist da: Zum ersten Termin sind 30 Personen aus dem ganzen Land angemeldet. Es gibt weitere Anfragen. Jährliche Treffen sind anvisiert.



Liebe Ausstiegsbegleiterinnen,

wir möchten Sie & Euch ganz herzlich zu einem persönlichen Erfahrungsaustausch einladen!

Wenn Sie zur Zeit beruflich oder privat aktiv in der Begleitung von Menschen engagiert sind, die Wege aus Kulten, pädocrimen Ringen, gewalttätigen Sekten gehen, sind Sie hier richtig!

Wenn für Sie Fragen der Sicherheit, Verantwortung, Möglichkeiten und Grenzen im Umgang mit Ritueller Gewalt zur Zeit aktuell sind, sind Sie uns willkommen!

Eine spezifische berufliche Qualifikation ist für diesen Austausch keine Voraussetzung. Eigenes Betroffensein alleine reicht zur Teilnahme ebenso wenig aus wie rein theoretisches Interesse.

Wir bieten Zeit & Raum um miteinander an zentralen Fragen zu arbeiten:
+ Begleitung bei anhaltendem Täterkontakt: Wann? Wie?
+ Unterstützungsangebote: Was taugt wann? Was fehlt?
+ Wie mit Bedrohungen umgehen? - weitere nach Bedarf -

Diese Form der überregionalen Vernetzung für das praktische Tun kommt aus unserer Sicht bisher zu kurz. Daher verzichten wir bewusst auf ExpertInnen- Vorträge. Die Ziele von MUT-NETZ sind die überregionale Vernetzung der AusstiegsbegleiterInnen zur gegenseitigen Unterstützung sowie die Entwicklung einer Zukunftsperspektive für eine gezielte gesellschaftliche & politische Arbeit. Jährliche Treffen in dieser Form können ein Weg dafür sein. Wir kooperieren mit VIELFALT e.V. in Bremen.

Die TeilnehmerInnen erhalten die Adressen & Ergebnisse per mail. In den Pausen gibt es Häppchen & Getränke. Nach der Arbeit werden wir einen schönen Rahmen für ein gemeinsames Essen/ Grillen (nach Wetter) gestalten.

Termin: Samstag, 04.09.2010, 11h bis 18h
Ort: Zentrum für Psychotraumatologie, Adresse siehe oben!
Kosten: 30,- bis 50,- Euro nach Selbsteinschätzung für Orga/Räume/Häppchen/Getränke/
Vernetzungsliste/Ergebnismail – das Geld bitte bar mitbringen!
Anmeldung: bis 1.7. formlos an traumazentrum@web.de, Stichwort „MUT-NETZ“; eine Bestätigung erfolgt ca. 4 Wochen vorher; weitere Fragen bitte ebenfalls per mail!

Wir freuen uns auf diesen Tag,

Sylvia Schramm
für Vorstand &Team sowie
den Fachaustausch zu Ritueller Gewalt



2. Vorhaben:

Kurzkonzeption einer begleiteten Selbsthilfegruppe
des Zentrums für Psychotraumatologie Kassel
für Menschen mit einer Dissoziativen Identitätsstörung (DIS)

Die Gruppe soll Menschen mit einer DIS die Möglichkeit geben, in einem möglichst selbstbestimmten Rahmen ihre Potentiale zur Selbsthilfe zu entdecken und zu erweitern.

Zielgruppe: Das Angebot richtet sich an Menschen mit einer Dissoziativen Identitätsstörung

Gruppengröße: max. 6-8 Personen

Häufigkeit der Treffen: zweimonatige Termine à 1,5h, die Gruppe soll fortlaufend stattfinden

Start: Herbst 2010

Ort: Zentrum für Psychotraumatologie Kassel

Zugang zur Gruppe: Erstkontakte finden über das Traumazentrum statt, die Begleiterin der Gruppe führt Erstgespräche, auf deren Grundlage entschieden wird, ob die Interessentin als fähig und passend für die Gruppe betrachtet wird

Struktur der Treffen: Um den Charakter einer Selbsthilfegruppe möglichst aufrecht zu erhalten, werden wir hier wenig Vorgaben machen, sondern die TeilnehmerInnen dabei unterstützen, eine für sie geeignete Struktur zu entwickeln. Als sinnvoll für Gruppenarbeiten haben sich in jedem Fall Eingangsrunden erwiesen, in denen alle TeilnehmerInnen kurz berichten können, „womit sie in die Gruppe kommen“ und in denen sich auf ein Thema des Treffens oder eine Aktivität geeinigt wird. Ebenso ist es sinnvoll, eine Abschlussrunde zu machen, um das Treffen gut beenden zu können.
Ebenso werden sich die TeilnehmerInnen und die Begleiterin der Gruppe auf gemeinsame Regeln einigen, Vorgabe des Traumazentrums sind hier folgende Grundregeln: keine Schilderungen von traumatischen Erfahrungen und das mögliche Vermeiden von potentiellen Triggern, keine körperliche oder verbale Gewalt innerhalb der Gruppe, Verschwiegenheit nach außen über die Inhalte und TeilnehmerInnen der Gruppe.

Inhalte der Gruppe: Die Inhalte der Treffen bestimmen die TeilnehmerInnen.
er steht der Erhalt des Selbsthilfecharakters im Vordergrund. Insofern soll es sich explizit um eine begleitende Rolle handeln, die TeilnehmerInnen sind diejenigen, die den Gruppenprozess verantwortlich gestalten. Die Begleitung hat hier folgende Aufgaben: Kriseninterventionen, Moderation bei Konflikten, Beobachtung der Gruppenprozesse und gegebenenfalls Rückmeldung. Außerhalb der Treffen steht die Begleiterin für die TeilnehmerInnen als Ansprechpartnerin für Aspekte, die sich auf die Gruppe beziehen, zur Verfügung.

Supervision: Zum Erhalt einer großmöglichen Fachlichkeit der Begleiterin und damit für die Qualität der Gruppe wird eine regelmäßige fachkundige Supervision für die Begleiterin statt finden.

Kassel, 08.07.2010

Isabel Seutter